Alexander-Technik für Menschen mit Parkinson

Warum Alexander-Technik für Menschen mit Parkinson?

Parkinson Europe und andere Verbände empfehlen die Alexander-Technik als ergänzende Maßnahme zur Bewältigung der Herausforderungen, die Parkinson mit sich bringt. Einzel- oder Gruppenunterricht in der Alexander-Technik kann Menschen mit Parkinson auf vielfältige Weise unterstützen, ihre Lebensqualität zu verbessern und Selbstwirksamkeit zu erleben. Durch die Alexander-Technik lernen Betroffene, motorische und nicht-motorische Symptome bei Aktivitäten des täglichen Lebens besser zu bewältigen.

Motorische Verbesserungen durch Alexander-Technik

Die Methode hilft dabei, die Körperhaltung, Bewegungsabläufe und Selbstwahrnehmung zu verbessern, was Rücken-, Nacken- und Gelenkschmerzen reduzieren kann. Darüber hinaus trägt die Alexander-Technik zur Verbesserung des Gangbilds und des Gleichgewichts bei.

Nicht-motorische positive Auswirkungen der Alexander-Technik

Die Alexander-Technik trägt dazu bei, Ängste zu reduzieren und das Selbstvertrauen zu stärken. Menschen mit Parkinson werden ruhiger und gefasster in alltäglichen Aktivitäten und im Umgang mit den Herausforderungen der Krankheit.

Anwendung und Integration in den Alltag

Die erworbenen Fähigkeiten können eigenständig im Alltag angewendet werden, was die Unabhängigkeit und Mobilität der Betroffenen fördert. Alexander-Technik Strategiene und Denkweisen können auch bewusst während Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie eingesetzt werden, um deren Effektivität zu steigern. Auch körperliches Training kann durch die bewusste, achtsame Herangehensweise der Alexander-Technik unterstützt werden, so dass sich die  Verletzungswahrscheinlichkeit reduziert. Nicht zuletzt kann die Alexander-Technik auch dann angewandt werden, wenn Menschen nicht in der Lage sind, sich körperlich zu betätigen.

Ganzheitlicher Ansatz und Vorteile

Das Ergebnis dieser ganzheitlichen Herangehensweise ist, dass Menschen mit Parkinson eine erhöhte Selbstwirksamkeit erleben und ihr motorisches sowie emotionales Selbstmanagement verbessern. Dies führt letztlich zu mehr allgemeinem Wohlbefinden und einer höheren Lebensqualität.

Alexander-Technik für pflegende Angehörige

Auch pflegende Angehörige können davon profitieren, die Alexander-Technik zu lernen. Ihr körperliches und emotionales Wohlbefinden verbessert sich ebenfalls und ihre Resilienz im Umgang mit den physischen und psychischen Herausforderungen der Pflege nimmt zu.

Vorteile und Grenzen der Alexander-Technik

Es braucht jedoch eine gewisse Zeit, bis sich ein Erfahrungswissen aufbaut und die neuen Denkweisen und Strategien im Alltag leicht zugänglich werden. Um einen nachhaltigen, langfristigen Nutzen zu erzielen, empfiehlt sich eine Reihe von Einzelstunden oder Gruppenunterricht. Eine randomisierte klinische Studie über die Alexander-Technik für Menschen mit Parkinson (Stallibrass et al., 2002) zeigte motorische und kognitive Verbesserungen nach 24 wöchentlichen Einzelstunden, die auch nach sechs Monaten erhalten blieben.

Die Alexander-Technik ist ein kognitives Embodiment-Training. Deshalb können nachlassende kognitive Fähigkeiten und insbesondere eine Parkinson-Demenz eine Hürde für die erfolgreiche eigenständige Anwendung der Technik im Alltag sein.

Was erwartet Menschen mit Parkinson im Alexander-Technik-Unterricht?

In einer einfühlsamen und unterstützenden Umgebung  beginnt jede Stunde mit einem Gespräch, um den aktuellen Zustand und spezifische Anliegen zu verstehen, sodass die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten immer berücksichtigt werden können. Anhand einfacher und alltäglicher Bewegungen werden sowohl Bewegungs- und Haltungsmuster als auch emotionale und mentale Reaktionsmuster erforscht. Dies geschieht durch verbale Anweisungen und sanfte, nicht-manipulative Berührungen sowie geführte Bewegungen. Die Klienten werden angeleitet, ihre Bewegungsgewohnheiten zu erkennen und ungünstige Verspannungen abzubauen. Dadurch können alltägliche Bewegungen effizienter und mit weniger Anstrengung ausgeführt werden. Der zentrale Aspekt ist dabei das Innehalten und Lernen, sich selbst sowohl mental als auch körperlich zu beruhigen und auszurichten im Angesicht von Herausforderungen jeder Art. Ein Teil der Stunde findet auf dem Rücken liegend auf einer Liege statt, ein anderer Teil der Stunde mit alltäglichen Bewegungen wie zum Beispiel Sitzen, Stehen, Gehen oder anderen relevanten Aktivitäten. Die möglichen Beeinträchtigungen der Patienten werden immer berücksichtigt und die Bewegungen so angepasst, dass sie sicher ausgeführt werden können.

Fazit

Die Alexander-Technik bietet Parkinson-Patienten eine wertvolle Ergänzung zu  ihren Therapien und Maßnahmen. Sie fördert eine bessere Körperwahrnehmung, reduziert Schmerzen und verbessert das allgemeine Wohlbefinden. Um die Vorteile der Alexander-Technik zu erleben, empfehle ich, regelmäßigen Einzel- oder Gruppenunterricht zu nehmen. 

Kontaktieren Sie mich gerne für ein Kennenlern-Gespräch, eine erste Stunde oder für einen kurzen Vortrag in einer Selbsthilfe-Gruppe! 

Was ist Parkinson?

Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den fortschreitenden Verlust von Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn verursacht wird. Sie äußert sich durch Symptome wie Tremor, Muskelsteifheit, Bewegungsarmut sowie kognitive Beeinträchtigungen, Stimmungsschwankungen, Depressionen und Angstzustände. Da die Parkinson-Krankheit unheilbar ist, zielen die Behandlungsansätze auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität ab. Dies umfasst medikamentöse Therapien, chirurgische Eingriffe und nicht-medikamentöse Maßnahmen. Lebensstiländerungen wie regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, kognitive Stimulation und Entspannungstechniken unterstützen ebenfalls die Symptomlinderung und fördern die Selbstständigkeit der Betroffenen.

Was ist Alexander-Technik?

Die Alexander-Technik* (AT) ist eine pädagogische Methode, um langjährige An- und Verspannungsgewohnheiten zu verändern. Sie ist ein kognitives Embodiment-Training mit einem integrierten psycho-motorischen Ansatz. In Einzelstunden oder kleinen Gruppen werden Denkweisen und Strategien vermittelt, die die Körperwahrnehmung (Intero- und Propriozeption) und die Wahrnehmung der Umwelt (Exterozeption) kombinieren und fördern sowie Zielfixiertheit auflösen. So verbessert sich die Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens, das Selbstbewusstsein wird gesteigert und Ängste werden reduziert. Klienten lernen, funktionale Bewegungsmuster auszuwählen, die zu einer optimaleren Haltung und verbessertem motorischem und emotionalem Selbstmanagement führen.

*Benannt nach dem Australier F.M. Alexander (1879–1955).

Qualifizierte Alexander-Technik-Lehrer*innen finden

Alexander-Technik-Lehrer ist kein geschützter Begriff. Lehrer, die zertifiziert nach den Richtlinien des ATVD sind, haben eine mindestens dreijährige Vollzeitausbildung absolviert (1600 Stunden in Präsenz) und werden auch international von STAT und ATAS anerkannt. Lehrer*innen, die sich zum Thema Alexander-Technik für Parkinson weiter gebildet haben, finden sich auf der Website des Poise Projects.

Lehrerverzeichnis Alexander-Technik Verband Deutschland (ATVD)

Lehrer mit „The Poise Project“  Postgraduate Training in Alexander Technique for Parkinsons Disease

Wissenschaftliche Studien und Fallbeispiele

Verschiedene Studien haben die Wirksamkeit der Alexander-Technik gezeigt, darunter folgende Studien zur Alexander-Technik und Parkinson.

Cohen R., Gurfinkel V., Kwak E., Warden A. & Horak F. (2015) Lighten Up: Specific Postural Instructions Affect Axial Rigidity and Step Initiation in Patients With Parkinson’s Disease. Neurorehabilitation and Neural Repair 29(9), 878-888

Cohen R., Nutt J., and Horak F. (2017) Recovery from Multiple APAs Delays Gait Initiation in Parkinson’s Disease. Front. Hum. Neurosci. 11:60.

Gross, M., Cohen R., Lazaro S., Basye M., Achabal A. & Norcia M. (2020) Poised for Parkinson’s’: Retention of Benefits from Alexander Technique Group Course for People Living with Parkinson’s Disease. Research Poster 1432845. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 101(12), e149.

Gross, M., Condie, C., Grieb, J. & Cohen, R. (2022) Poised for Parkinson’s: Retention of Benefits 6-7 Months After Alexander Technique Synchronous Online Group Course. Research Poster 2184372. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 103(12), e150.

Gross, M., Bellingham J., Brisset P. & Cohen R. (2023) ‘Partnering with Poise’: Retention of cognitive, emotional, and physical benefits for care partners of people living with Parkinson’s disease at 6 and 12 months after completion of an in-person Alexander-based group course. 6th World Parkinson Congress, 2023. Barcelona Spain. Abstract #1237.

Stallibrass C. (1997). An evaluation of the Alexander Technique for the management of disability in Parkinson’s disease – a preliminary study. Clinical Rehabilitation 11, 8–12.

Stallibrass, C., Sissons, P., & Chalmers, C. (2002). Randomized controlled trial of the Alexander technique for idiopathic Parkinson’s disease. Clinical Rehabilitation, 16(7), 695–708.

Stallibrass, C., Frank, C., & Wentworth, K. (2005) Retention of skills learnt in Alexander technique lessons: 28 People with idiopathic Parkinson’s disease. Journal of Bodywork and Movement Therapies, 9, 150-157.